Der Overblow gewinnt
Für Blastöne überschneiden sich die Frequenzbereiche der Einzelzungen auf Kanal #4 nicht. Da es für die Blaszunge als Einzelzunge keine Spielfrequenz oberhalb ihrer Eigenfrequenz gibt, kann sie sich nicht kooperativ an der Erzeugung eines Overblows beteiligen. Umgekehrt kann die Ziehzunge weder bei normalen Blastönen noch bei Blowbends aktiv zu einem Rückkopplungsprozess beitragen.
Anscheinend ist es sogar so, dass die Blaszunge beim Aufbau selbsterregter Schwingungen im Overblowbereich "stört". Tatsächlich geht das Spielen von Overblows viel einfacher, wenn man die Deckel der Harp abschraubt und einen Finger auf die Blaszunge legt. Wer seine Harp für Overblows opitimieren will, verringert den Lösabstand der Blaszunge und damit den Anteil des Luftstroms, der von der Blaszunge beeinflusst werden kann.
Bevor Missverständnisse entstehen: Auch bei Blastönen schwingen beide Zungen, auch die nicht aktiv am Rückkopplungsprozess teilnehmende Zunge wird von den Druckschwankungen im Luftstrom bewegt, und auch die Bewegungen dieser Zunge wirken auf den Luftstrom zurück - allerdings nicht so, dass selbsterregte Schwingungen entstehen könnten.
Mit entspannter Mundstellung (Embouchure) klingt ein normaler Blaston. Versucht man allerdings, mit entsprechender Embouchure den Blaston nach unten zu benden, hört man wahlweise wenig oder gar nichts - oder es entsteht ein Overblow. Von der schließenden Blaszunge ausgelöste selbsterregte Blowbends sind offenbar nicht mehr möglich, sobald die öffnende Ziehzunge ins Spiel kommt. Kurz: Der Overblow gewinnt. Es wäre interessant zu wissen, warum das so ist ...